Die bundesweite Tagung „Qualität in der schulischen Kunst- und Kulturvermittlung QuiKuK II“ bot eine weitere Möglichkeit zum wichtigen Austausch von Lehrpersonen und Kunst- und Kulturvermittlerinnen und –vermittlern und bildete einen vorläufigen Schlusspunkt in der Reihe dieser Dialogveranstaltungen.
Freitag, 6. Oktober 2017:
Begrüßung der Referierenden, der Lehrer/innen und Kunst und Kulturvermittler/innen durch Ingrid Krottendorfer, ZSK.
Warm-Up: Als Einstieg leitete Christoph Daigl vom Tiroler Landestheater ein Warm-Up mit rhythmischen Bewegungen an.
Walter Lexmüller: Zusammenfassung der Diskussionen der bisherigen Tagungen
Walter Lexmüller, Leiter des ZSK bis Juni 2017, erläuterte in seinem Referat die vorangegangenen Veranstaltungen in dieser Reihe.
Die erste QuiKuK-Tagung fand 2013 in Traunkirchen statt. Lehrer/innen und Kunst- und Kulturvermittler/innen aus allen Sparten trafen sich zum ersten Austausch zu den folgenden Fragestellungen:
- Gibt es ein gemeinsames Verständnis des Begriffs „schulische Kulturvermittlung“?
- Worin zeigt sich die Qualität in der schulischen Kulturvermittlung, wo gibt es Mängel?
- Gibt es Kriterien für eine „Nachhaltigkeit“ in der Kulturvermittlung?
- Welche Herausforderungen bestehen in der Kooperation zwischen schulischen und außerschulischen Kulturinitiativen?
- Was zeichnet gelungene Kooperationen aus?
- Welche Unterstützungs- und Vernetzungsmaßnahmen wären hilfreich?
Referate zu grundsätzlichen Aspekten und konkreten Beispielen der Zusammenarbeit von Schulen mit Kulturinstitutionen, künstlerische Aktionen, ein Markt der Angebote und der Austausch der Teilnehmenden in Arbeitsgruppen bereicherten die Auftaktveranstaltung, bei der der Wunsch nach getrennten Veranstaltungen für Musik-, Theater- und Kunstvermittlung geäußert wurde.
In der Folge wurden eine Dialog-Seminarreihe und eine Labor-Seminarreihe in den einzelnen Sparten durchgeführt. In den Dialog-Seminaren wurden jeweils unterschiedliche Modelle von Vermittlung vorgestellt, während in der Labor-Reihe mehr Fokus auf den Bedingungen an Schulen lag und die jeweiligen Kompetenzmodelle in den künstlerischen Fächern vorgestellt wurden. Bei jeder Veranstaltung fand ein reger Austausch der Teilnehmer/innen statt. Die Berichte zu den Veranstaltungen können auf http://www.bundeszentrum-zsk.at/zsk/akademie/berichte eingesehen werden.
Keynote: Ulrike Gießner-Bogner / Eva Kolm, KulturKontakt Austria:
Von der Zusammenarbeit zwischen Schulen und Kultureinrichtungen: Voraussetzungen, Modelle, Perspektiven
Eva Kolm konnte dankenswerterweise kurzfristig für die erkrankte Ulrike Gießner-Bogner einspringen und informierte über die Unterstützungsprogramme und Ressourcen von KulturKontakt Austria. In ihrem Referat erörterte sie den Nutzen von Kooperationen auf Seiten der Schulen als auch auf Seiten der Kulturinstitutionen und diskutierte Möglichkeiten der Zusammenarbeit und die Gelingensbedingungen von Kooperationen. Neue Chancen werden sich im Bereich der Kulturellen Schulentwicklung auftun, aber auch andere Themen wie nachhaltige Kooperationen und Partnerschaften oder die Entwicklung von Programmen, die Förderung, Beratung, Weiterbildung, Vernetzung und Evaluierung beinhalten, wurden angedacht.
Nach der Pause gaben mehrere Teilnehmende Einblicke in ihre Angebote auf dem „Markt der Projekte und Vermittlungskonzepte“ und standen für Diskussionen zur Verfügung:
AEC, Belvedere und Belvedere 21, Irmgard Quass: Hinterglasmalerei, KKA, Kunsthaus Wien, mumok, Tiroler Landestheater, u.a.
Samstag, 7. Oktober 2017:
Warm-Up: Karin Hochradl, BORG Oberndorf, stimmte die Gruppe mit ihrem musikalisch-rhythmischen Warm-Up mit „Body Percussion“ auf den Tag ein.
Dann folgten drei Impulsreferate aus den Vermittlungsbereichen Musik, Kunst und Theater.
Karin Hochradl unterrichtet am BORG Oberndorf, das einen musischen Zweig führt. Sie erzählte von den zum Teil sehr umfangreichen und anspruchsvollen Projekten, die sie an ihrer Schule mit verschiedenen Klassen und Gruppen auch in Zusammenarbeit mit Orchestern und Musikvermittlungsinstitutionen und -experten durchführt.
Claudia Ehgartner leitet die Kunstvermittlung im mumok. Sie berichtete über ihre Erfahrungen und Formate in der Kunstvermittlung am mumok, u. a. über den Lehrgang Kulturelle Bildung in und mit Museen, der in Kooperation mit der PH NÖ durchgeführt wird.
Christoph Daigl, Leiter der Theaterpädagogik am Tiroler Landestheater, sprach von seinem Arbeitsbereich und seinen Erfahrungen in der Vermittlung. Am Tiroler Landestheater werden für Schulen verschiedene Angebote gemacht, u.a. Workshops zu Aufführungen an Schulen oder im Theater, mobile Produktionen und Fortbildungsworkshops für Lehrer/innen gemeinsam mit der PH Tirol.
In der 1. Workshoprunde diskutierten zwei Gruppen, welche sich je zur Hälfte aus Lehrer/innen und Vermittler/innen zusammensetzten, über die Fragestellungen:
Welche Aspekte sind wichtig für eine gelungene Kooperation?
Welche Arten von Kooperationen sind dafür geeignet?
Die Ergebnisse dieser Gespräche und die Inputs der Referate bildeten die Grundlage für die 2. Workshoprunde.
In der 2. Workshoprunde diskutierten die Gruppe der Lehrer/innen und die Gruppe der Vermittler/innen getrennt über Qualitätskriterien in der Zusammenarbeit von Schulen und Kulturinstitutionen.
Zusammenfassung der Diskussionsergebnisse der Lehrer/innen:
Lehrer/innen schätzen an Kooperationen mit Kulturinstitutionen die Expertise der Kooperationspartner und die Möglichkeit, dass sowohl Schüler/innen als auch Lehrer/innen an einem anderen Ort neue Erfahrungen machen können und dass in der Zusammenarbeit Talente der Schüler/innen in Erscheinung treten und gefördert werden können. Kooperationen mit Kulturpartnern können bzw. sollen Teil der Schulentwicklung sein. Die Lehrer/innen der Workshoprunde erwarten sich ein gegenseitiges Kennenlernen der Institutionen; ein gegenseitiges Kennen erleichtert das Verständnis für die jeweilige Situation, fördert die „gute Chemie“ und Verlässlichkeit in der Zusammenarbeit.
Die Diskussion der Lehrer/innen drehte sich auch um die Arbeitsbedingungen an den Schulen. Die Möglichkeiten für kulturelle Arbeit und Projekte werden als zunehmend schwierig beschrieben. Das rigider werdende Zeitkonzept für Lehrer/innen aller Fächer macht es schwieriger, Zeit für Projekte und Kooperationen zu finden. Rückhalt und Interesse von Direktion und Kollegenschaft wirken sehr positiv und unterstützend, bei deren Mangel sind allerdings umfassende Aktivitäten mit Kulturinstitutionen nicht möglich.
Zusammenfassung der Diskussionsergebnisse der Vermittler/innen:
Qualitätskriterien in der Kulturvermittlung: Plakat der Vermittler/innen
Voraussetzungen
- Wissen um Fortbildungsmöglichkeiten (Schule und Kultur)
- Wissen um außerschulische/spezielle Situationen in den Bundesländern
- Bewusstsein für Aufwand und um ideellen Wert der Kulturarbeit an Schulen schaffen (Wert des Werkes)
- Gegenseitige Wertschätzung und Vertrauen
- Genügend Raum, Zeit, Personal
- Ausreichende Finanzierung
- Festgesetzter Prozentsatz im Budget öffentlicher Kultureinrichtungen für Kulturvermittlung
- Intensivierung der Kontakte KKA und ZSK + Kulturschaffende + Lehrpersonen und Schulleiter
- Installation von Kulturagenten nach deutschem Vorbild
- Festlegung verantwortlicher Ansprechpartner für Kultur an Schulen
- Qualifikation und Weiterbildung für Vermittler/innen
- Reflexion der eigenen Arbeit
- forschende Begleitung, forschendes Lehren und Vermitteln
- Festlegung von Qualitätskriterien
- Zertifizierung von Institutionen
Statement zur Qualität von Kooperationen von Schulen und Kulturinstitutionen
Zusammenarbeit und regelmäßiger Austausch von VermittlerInnen an Kulturinstitutionen und Lehrer/innen an Schulen bringen für beide Institutionen zahlreiche Vorteile.
Kulturinstitutionen und Schulen sind in Ihrer Arbeit in vielen Bereichen voneinander abhängig und profitieren in vielen Belangen voneinander.
Um diese Kooperationen nicht dem Zufall und dem persönlichen Engagement Einzelner zu überlassen, ist eine dafür zuständige und mit Ressourcen ausgestattete österreichweit agierende Organisation, welche z.B. regelmäßigen Treffen, Tagungen oder Jours fixes organisiert und veranstaltet, nötig.
Initiativen wie diese würden zu mehr wechselseitiger Wertschätzung führen und könnten das gemeinsame Eintreten für die Belange von Kunst und Kultur erleichtern.
Alle Schulen und Kulturinstitutionen benötigen ein zugesichertes Budget für gemeinsame Projekte mit Schüler/innen, um ihren Aufgaben gerecht werden zu können.