28. – 30. August 2017, Landhotel Schicklberg in Kremsmünster
Idee: Beate Mayr-Zinser
Organisation: Manfred Safr
Thema und Beschreibung: Ort/Natur als bildnerisches Forschungsprojekt
Zielgruppe/Teilnehmerinnen und Teilnehmer
Das Bundesseminar richtet sich an Lehrerinnen und Lehrer aller Schularten, die im Bereich Kunst und Kultur tätig sind.
Ein Jahr nach der erfolgreichen Wiederaufnahme dieses Seminar-Konzepts stieg die Zahl an Teilnehmerinnen und Teilnehmern von 21 auf über 30. Dieser erfreuliche Anstieg, der zugleich die Wichtigkeit und Nachhaltigkeit eines Bundesseminars dieser Art bestätigt, lässt für Hands on BE 2018 auf eine weitere Steigerung der Teilnehmerzahl hoffen.
Ebenso erfreulich war der Umstand, dass mit den teilnehmenden Lehrerinnen und Lehrer alle Schultypen vertreten waren.
Dauer und Konzept des Bundesseminars
Angelegt ist das Bundesseminar auf fünf Halbtage, was von einer klaren Mehrheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmern als genau richtige Zeitdauer empfunden wird.
An jeweils zwei Halbtagen werden zwei der angebotenen vier Workshops besucht. Der letzte Halbtag dient der Präsentation der entstandenen Kunstwerke und Arbeiten sowie einer Reflexions- und Feedbackrunde.
Ablauf des diesjährigen Bundesseminars
Das Bundesseminar mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus dem Vorjahr sowie auch neuen Interesstieren wurde nach einer Begrüßung durch die Seminar-Verantwortlichen Manfred Safr und Beate Mayr-Zinser mit einer kurzen Einführung zum Kompetenzbegriff im Fach Bildnerische Erziehung eröffnet.
Nach Vorstellen der Workshops durch die Leiterinnen und Leiter erfolgte der Startschuss für die erste Workshop-Phase, die am Vormittag des nächstens Tages fortgesetzt wurde. Nach der Mittagspause des zweiten Tages begann der zweite gewählte Workshop, der bis zum Mittag des dritten Tages dauerte. Am Nachmittag des dritten und letzten Tages wurden die Ergebnisse präsentiert.
Die Einteilung in die vier Workshops wurde im Vorfeld per Doodle ermittelt; spontane Änderungen waren möglich.
Die vier angebotenen Workshops
Fotografie: Das Low-Budget-Fotostudio
Leitung: Clemens Jud, Lehrer für BE in Tirol, freischaffender Fotograf und Leiter einer Werbeagentur
Diesem Workshop lag die Überlegung zugrunde, wie sich ein komplettes Fotostudio in der Schule mit geringem finanziellem Aufwand (weniger als €200,-) einrichten lässt. Es entstanden unter Einsatz von z.B. Baustrahlern, Rettungsdecken, mit denen sich unterschiedliche Lichtsituationen generieren ließen, eindrucksvolle Portrait-Aufnahmen sowie Stillleben, die auf die schöne Welt der Werbe-/Modefotografie abzielten. Dabei sollte die Qualität der Fotos bereits so überzeugend sein, dass keine Bildbearbeitungsprogramme zum Einsatz kommen mussten. Voraussetzung dafür war die richtige Handhabung einer Spiegelreflexkamera, weshalb auch die wesentlichen Kenntnisse ins Sachen Weißabgleich, Blenden, Belichtungszeit, Brennweiten, ISO vertieft wurden.
Zeichnung als Erkenntnismedium
Leitung: Helena Möstl aka Fee Sternstaub, freischaffende Künstlerin, lebt und arbeitet in Alkoven (OÖ)
Ziel dieses Workshops war das Erproben und Verfeinern der Collage-Technik. Zu diesem Zweck wurden verschiedene grafische und malerische Techniken miteinander kombiniert (Acrylfarben, Aquarellfarben, Kohle, Grafitstifte, Wachsstifte, Seidenpapier). Als Bilduntergrund dienten Leinwände, Kartons, Aquarellpapier.
Als thematischen Unterbau hat die Künstlerin das spannende Konzept des "Vision Boards" aufgegriffen. Ein solches dient der Visualisierung von Vorstellungen, Zielen und Wünschen und wurde von Helena Möstl auf anspruchsvolle und zugleich künstlerisch-inspirierende Weise adaptiert: Bilder, Fotos, Worte oder Sprüche (aus z.B. Zeitschriften) wurden als Collage arrangiert, anschließend über-/bemalt. Mittels Detail-Malereien und Grafiken konnten Bildinhalte erweitert oder auch ganz verändert werden und ein "Vision Board" zu einem Kunstwerk mit im wahrsten Sinne vielschichtiger Aussagekraft machen.
Drucktechniken: Abklatsch und verschiedene Drucktechniken – dem Eigenen AUS-DRUCK verleihen
Leitung: Alexandra Heinz, Lehrerin für Bildnerische Erziehung an einem Gymnasium in Tirol
In diesem Workshop wurden verschiedene Drucktechniken aus den Bereichen Hoch- und Tiefdruck (z.B. Kaltnadel), Siebdruck und der Abklatschtechnik ausprobiert und vertieft. Dabei wurde der spezielle Reiz, der jedem Druckverfahren innewohnt, auf spannende und erhellende Weise ausgelotet und um einige Facetten erweitert. Gedruckt wurde auf Papier, Kartons und Stoffen.
Die entwickelte Formensprache folgte den bezaubernd-komplexen Strukturen der Natur: jenen, die sich dem freien Augen erschließen und auch solchen, die erst unter dem Mikroskop sichtbar werden und einen staunen lassen.
Hands on Kunstgeschichte: Grundlagen der gestaltungspraktischen Kunstrezeption
Leitung: Joachim Penzel, Kunstpädagoge, Kunstwissenschaftler und Ausstellungskurator; Bereichsleiter für das Fach Kunst/Gestalten an Grund- und Förderschulen an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg; Referent am Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung Sachsen-Anhalt [Lisa] in den berufsbegleitenden Studiengängen Kunst und den Wahlpflichtkurs „Kultur und Künste“ für Sekundarschulen
Ziel der Workshops war das Erproben praxisbasierter Vermittlungsmethoden von Kunstgeschichte. Im Zentrum des Workshops standen kreative Möglichkeiten, wie Kunstwerke erschlossen werden können ohne die klassische Bildanalyse außen vor zu halten. Diese bildeten den Ausgangspunkt für eine weiterführende schöpferisch-analytische Kunstrezeption.
Ein frei gewähltes, vielrezipiertes Werk aus der bildenden Kunst wurde als Skizze in seiner Grundkomposition erschlossen, „Analysezeichnung“ genannt; einfache 3D-Modelle wurden angefertigt, die Gemälde in zum Original kontrastierenden Kunststilen wiedergegeben, die dargestellten Figuren zum Denken und Sprechen gebracht und ein Storyboard entwickelt.
Resümee und Ausblick
Das Bundesseminar wurde auch dieses Jahr von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern sehr gut angenommen. Die Auswertung der am Ende des Seminars ausgeteilten und ausgefüllten Fragebögen hat eine hohe Zufriedenheit ergeben, sowohl was die Dauer und Qualität des Seminars betrifft, als auch die geografische Situierung innerhalb Österreichs und das Konzept/die Umsetzung insgesamt.
Gefragt nach Workshop-Angeboten für zukünftige Bundesseminare, lassen sich Tendenzen erkennen, ohne dass die Ergebnisse von klarer Eindeutigkeit wären, was auf ein breitgefächertes Interessensspektrum der Seminarbesucher schließen lässt: Fotografie und Zeichnung interessieren sehr, ebenso Malerei und Objektkunst, gefolgt von Druckgrafik und Film.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass mit „Hand on BE“ ein Bundesseminar von sehr ansprechendem Format etabliert wurde, das – wie sein Name schon sagt – die bildnerische Praxis in den Vordergrund stellt. Auf diese Weise können Lehrende aus dem künstlerischen Sektor ihre eigene Kreativität, die oft genug aus Zeitmangel auf der Strecke bleibt, unter Gleichgesinnten beleben und vertiefen. Das hat auch positive Auswirkungen auf ihre Vermittlertätigkeit. Schließlich ist der schöpferische Ausdruck ein wesentlicher Pfeiler für das Fach Bildnerische Erziehung. Darin liegt die wunderbare Stärke dieses Unterrichtsfaches, das weit über das erfolgreiche Partizipieren und Reproduzieren hinausgeht, indem es diese Kompetenzen dazu nützt, einen ganz eigenen, besonderen Ausdruck zu finden und Schöpfer von etwas Neuem zu sein.