23. - 24. November 2017, Salzburg
Thema: PUNKT LINIE PIXEL
und der Gestaltungsraum dazwischen
Anzahl: 47 Teilnehmerinnen und Teilnehmer
Donnerstag, 23. November 2017
Tagungsbeginn: 13:00
Nach der Eröffnung der Tagung durch das Bundesministerium für Bildung, repräsentiert durch Frau MinR Dr. Gabriele Trattner erfolgte eine Begrüßung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer seitens des Bundeszentrums für schulische Kulturarbeit, vertreten durch Ingrid Krottendorfer und Christina Schweiger.
Nach einer bundesländer- und schulartenzentrierten Vorstellrunde der Teilnehmerinnen und Teilnehmer hielt Dr. Marc Fritzsche von der Universität Gießen die Keynote zum Thema „Überhöhung, Enttäuschung, Produktivität: Digitale Medien in der Kunstpädagogik“.
Marc Fritzsche (Forschungs- und Lehrschwerpunkte: „Kunstpädagogik in bzw. mit digitalen Medien“, „Medientheorie und Transkulturalität“) bot in seinem Vortrag einen Überblick über die vielfältigen und z.T. rasanten Entwicklungen im digitalen Bereich ab dem Ende der 1980er Jahre, d.h. jenem Zeitpunkt, als die Verwendung von PCs im Bildungssektor (i.e.S. in den Schulen) Einzug hielt. Die kompakte Zusammenschau erlaubte einen einfachen Nachvollzug der Veränderungen und Neuerungen, die sich in den letzten Jahrzehnten auf diesem Gebiet vollzogen haben.
In diesem Zusammenhang bemühte er das in diesem Diskurs häufig gebrauchte Gegensatzpaar „digital native“ und „digital immigrant“. Mit diesen Bezeichnungen sollen die unterschiedlichen Zugänge auf dem digitalen Sektor verdeutlicht werden, die sich allein schon aufgrund der Generationenzugehörigkeit ergeben: Als „digital natives“ gelten die ab Mitte der 1980er Jahre Geborenen, die mit der digitalen Welt von klein auf vertraut waren bzw. sind und sich mit einer Selbstverständlichkeit darin bewegen. Zu den „digital immigrants“ werden die älteren Jahrgänge gezählt, die sich die Handhabung alles Digitalen (mitunter mühsam) aneignen mussten bzw. müssen.
Umgelegt auf den schulischen Bereich und die demografische Zusammensetzung der Lehrkräfte bedeutet dies das häufige Aufeinandertreffen dieser beiden Gruppen, was die „digital immigrants“ unter den Lehrerinnen und Lehrern mitunter vor große Herausforderung stellt. Der Spruch „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.“ wird in diesem Zusammenhang erfolgreich überwunden, da jede Lehrerin und jeder Lehrer für den Unterricht, die Unterrichtsvorbereitungen sowie administrative Tätigkeiten digitale Kompetenzen erwerben und diese anwenden können muss.
Marc Fritzsche verwies im Kontext der umfangreichen Digitalisierung des Alltags und der Arbeitswelt auch auf jenen Umstand, der bereits im Titels der Keynote enthalten ist: Dass die Entwicklungen im digitalen Bereich zwangsläufig auch mit „Überhöhung und Enttäuschung“ verbunden sind, weil auch hier mitunter die Grenzen des Machbaren erreicht werden und das Machbare seinem Nutzer bisweilen dessen Grenzen aufzeigt.
Zum Vortrag
In diesem Spannungsfeld zwischen permanenter Weiterentwicklung, der damit verbundenen Bereitschaft des ständigen Lernens, dem Sich-nach-der-Decke-Strecken in Bezug auf die infrastrukturellen Gegebenheiten (Ausstattung in Schule) bewegt sich auch die Lehrtätigkeit, weshalb von Marc Fritzsche die Frage aufgeworfen wurde, wie eine zeitgemäße Kunstpädagogik auf diese Umstände reagieren kann. Ebenso stellte er die Frage, wie es gelingen kann, „dem Künstlerischen einen Vorrang gegenüber dem Technischen zu verschaffen“, d.h. die digitalen Medien als integrativen Bestandteil des Faches Bildnerische Erziehung zu begreifen und nicht umgekehrt.
Marc Fritzsche vertrat die klare Position, dass im BE-Unterricht die Kunst im Fokus stehen sollte und nicht die Technik, d.h. es nicht primär um den Erwerb technischer Fähigkeiten gehen darf wie z.B. die Handhabung von „Photoshop“, sondern um den sinnvollen und zielgerichteten Einsatz dieses Computerprogramms.
„Herumprobieren“, um spielerisch die technischen Möglichkeiten auszuloten – auch z.B. des eigenen Handys – ist dabei durchaus ein sinnvoller und kreativer Ansatz, wie er am Schluss seines Vortrages demonstrierte, indem er mit seinem iPhone ein Panorama-Selbstbildnis erstellte. Denn Neugier und eine lockere, unverkrampfte Handhabung der technischen Möglichkeiten gibt die Richtung für einen professionellen Umgang mit den digitalen Medien vor, wie ihn jede Lehrerin und jeder Lehrer haben bzw. erwerben sollte.
Auf die informative und spannende Keynote folgte eine kurze Spontanreflexion in kleinen Diskussionsgruppen, bei der für die im Anschluss stattfindende Plenumsdiskussion mit Marc Fritzsche Fragen, Ideen und Überlegungen ausgetauscht und gebündelt wurden.
Auch bei dieser Gelegenheit betonte dieser, dass der praktische Erwerb von digitalen Kompetenzen auch „die Gefahr ins Abrutschen in die reine Funktionalität“ berge, weshalb gerade dem Fach Bildnerische Erziehung in Bezug auf die Digitalisierung die wichtige Rolle zukommt, den Erwerb von digitalen Kenntnissen bei Schülerinnen und Schüler substantiell zu verankern, d.h. mit ihrer eigenen bildnerischen Praxis zu kombinieren.
Im weiteren Verlauf der Tagung präsentierten die einzelnen Schularten ihre in den jeweiligen Gruppen erarbeiteten Überlegungen und Anregungen zu tagungsrelevanten Fragestellungen (welche Bedeutung das Digitale für den jeweiligen Schultyp hat; welchen Raum die digitalen Medien bereits im BE-Unterricht einnehmen; welchen Herausforderungen sich BE-Lehrerinnen und BE-Lehrer derzeit gegenübersehen und mit welchen sie zukünftig konfrontiert werden).
In diesem Zusammenhang zeigte sich, dass die Verankerung der digitalen Medien im Fach Bildnerische Erziehung ein breites Spektrum beinhaltet, welches von digitaler Grundbildung bis zum künstlerischen und kritischen Umgang mit den digitalen Medien reicht.
Auf diese Weise wurde eindrucksvoll klar, dass diesem Unterrichtsfach mehr denn je wichtige Aufgaben zukommen, auf die BE-Lehrerinnen und BE-Lehrer bestmöglich vorbereitet sein müssen.
Freitag, 24. November 2017
Der zweite Tag wurde mit grundlegenden Informationen zu den KuBi-Tagen 2018 eröffnet, den Tagen kultureller Bildung an Schulen, die österreichweit von 23. Mai bis 25. Mai 2018 stattfinden. In diesem Zeitraum sind Schulen aufgefordert, künstlerisch-kreative Projekte zu präsentieren, wobei das ZSK die Vernetzung von Gemeinschaftsprojekten organisiert und koordiniert bzw. alle Projekte (auch Einzelprojekte) der teilnehmenden Schulen systematisch erfasst. Auf diese Weise entsteht ein beeindruckendes landumspannendes Kulturgeflecht.
Des Weiteren wurden die Bundesseminare „Hands on BE“ (27.-29. August 2018 in Spital am Pyhrn) und „Bildnerische Erziehung im Kontext digitaler und kultureller Bildung“ (20.-21. April 2018 in Linz) vorgestellt und näher erläutert.
Als Einstimmung für die im Anschluss stattfindenden Workshops wurden exemplarische Ausschnitte aus Schulprojekten im Bereich digitaler Medien gezeigt.
Von den drei angebotenen Workshops wurde je einer vormittags bzw. nachmittags besucht.
Der Workshop „Künstlerischer 3D-Druck“ mit Dr. Marc Fritzsche bot einen Einblick in die Möglichkeiten mittels eines 3D-Druckers künstlerische Objekte zu erschaffen. Vielfältige Gestaltungs- und Einsatz-Möglichkeiten sowie potentielle Schwierigkeiten in der Handhabung des Gerätes wurden gezeigt.
Der Workshop „creative coding“ mit MMag. Georg Jaroschka bot einen spannenden Einblick in die Grafikprogrammierung zur Erzeugung sog. dynamischer Webseiten.
Im Workshop „Erstellen eines Trickfilms“ mit Mag. Hans Krameritsch wurden mittels einfacher Software kurze Stop-Motion-Filme erstellt. Die raschen Resultate konnten überzeugen.
Mit der inhaltlichen Bandbreite der angebotenen Workshops konnte exemplarisch die Vielschichtigkeit und Komplexität des Tagungsthemas gezeigt werden. Viele neue Impulse und Inputs in Bezug auf die digitalen Medien und die digitale Bildung wurden seitens der Referenten gegeben. Die wertvollen (Diskussions-)Beiträge der Teilnehmerinnen und Teilnehmer trugen zum Gelingen der Tagung bei.
Deutlich wurde einmal mehr die Notwendigkeit, den rasanten Entwicklungen im Bereich der Digitalisierung auf schulischer Ebene in entsprechender Weise Rechnung zu tragen, um Schülerinnen und Schüler aller Schularten das nötige digitale Rüstzeug für das erfolgreiche Absolvieren ihrer Schulausbildung, weiterer Ausbildungen und ihrem privaten Alltag mitzugeben.
Tagungsende: 16:00